Mr. Green Africa mit Nachhaltigkeit erfolgreich
Großes internationales Interesse zieht eine in der Kunststoffbranche bislang einmalige Geschäftsidee in Nairobi, Kenia, auf sich. Die beiden Firmengründer von Mr. Green Africa, Keiran Smith und Karim Debabe, suchten nach einer Lösung, die stetig wachsenden Plastikmüllberge in und um Nairobi zu verhindern und die zig tausend informellen Müllsammler in die Wertschöpfungskette der Kunststoffverarbeitung zu integrieren. Dem 2014 gegründeten Unternehmen gelang es ein Sammel- und Sortiersystem für Post Consumer Kunststoffe aus Industrie- und Haushaltsmüll im Großraum Nairobi aufzubauen.
Heute beschäftigt das Unternehmen 110 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zählt 2.500 Waste Collectors (Müllsammler) zu seinen Lieferanten. Anfang 2020 wurde die Wertschöpfung ausgebaut: Nun verarbeitet das Unternehmen die Waschschnitzel, die vormals verkauft wurden, selbst zu hochwertigem Rezyklat – mit einer INTAREMA® 1108 TVEplus® RegrindPro® aus dem Hause EREMA.
Die beiden Gründer von Mr. Green Africa, Keiran Smith und Karim Debabe, lernten sich durch einen gemeinsamen Freundeskreis während ihres Studiums in Zürich kennen. In vielen Gesprächen über das widersprüchliche Verhältnis von erhöhtem Plastikmüllaufkommen und steigendem Umweltbewusstsein reifte die Idee, selbst in der Kunststoff-Branche tätig zu werden. Die Wahl des Firmensitzes fiel nach gründlicher Abwägung auf Nairobi, Kenia. Dort ist die durch Kunststoffabfall verursachte ökologische Verschmutzung nicht zu übersehen: Tonnenweise landet der Abfall entweder auf den Straßen Nairobis oder auf umliegenden, illegalen Mülldeponien. Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen und Urbanisierung ist das Abfallvolumen stark steigend.
„Diese unübersehbare Entwicklung, die guten Rahmenbedingung für ausländische Investoren, wie auch unsere Kontakte vor Ort waren alles Gründe, die uns darin bestärkten, Mr. Green in Kenia zu gründen“
Die Schattenseiten des Müllbusiness
Die fehlenden staatlichen Sammel- und Sortiersysteme lassen in Kenia eine stetig wachsende Schattenwirtschaft entstehen, die des Müllsammelns. Kontrolle durch Behörden gibt es nicht, wodurch undurchsichtige Strukturen und zu niedrige Entlohnung der harten Tätigkeit des Müllsammelns die Folge sind. Nur ganz wenige profitieren am Ende vom großen Müllbusiness. „Während unserer privaten Aufenthalte in Nairobi ist uns immer deutlicher aufgefallen, dass der Plastikmüll mehr und mehr zum gewohnten Stadtbild gehört. Parallel zum Müllanstieg sah man Menschen, die in den Müllbergen nach gewissen Kunststoffen suchten, die sie später an Händler weiterverkaufen konnten. Zu einem lächerlichen Preis für die harte und gefährliche Arbeit. Denn ohne geeignete Schuhe, Schutzkleidung und vor allem Handschuhe können Scherben, Spritzen oder scharfe Dosen schnell lebensgefährlich werden“, berichtet Karim Debabe. „Zum einen verdienen Waste Collectors mit ihrer Tätigkeit ein zu geringes Einkommen, um davon zu leben oder gar ihre Familien davon ernähren zu können. Zum anderen bist du ohne fixes Einkommen, ohne Arbeitsvertrag, ohne Krankenversicherung als Bürgerin oder Bürger quasi nicht vorhanden für den Staat. Deshalb sprechen wir sooft von den Waste Collectors als unsichtbare Helden und wollten ihnen endlich die Wertschätzung geben, die sie verdienen“, erläutert Keiran Smith die Motivation für die Geschäftsidee.
Erfolg mit Tiefgang
2014 war es soweit, dass Mr. Green Africa mit Firmensitz in Nairobi gegründet wurde. „Unsere Geschäftsidee war folgende: Kunststoffe sortenrein sammeln, wiederaufbereiten und weiterverkaufen und dabei einen wertvollen sozialen und ökologischen Beitrag für die lokale Bevölkerung leisten“, so Keiran Smith. „Nach dieser Vision haben wir dann unser Geschäftsmodell aufgebaut, wobei die Aufwertung der Waste Collectors unser primäres Anliegen war.“ So bauten die Jungunternehmer ein Sammel- und Sortiersystem für Post Consumer Kunststoffe aus dem Industrie- und Haushaltsmüll auf. Das gesammelte PET-, HDPE- und PP-Material wird im Werk in Nairobi gewaschen, zu Waschschnitzel weiterverarbeitet und im Anschluss an lokale aber auch internationale Kunden verkauft.
Den Anspruch, soziale Nachhaltigkeit mit ihrem Unternehmensmodell zu erreichen, bedeutete für Mr. Green Africa nicht nur eine höhere und stabile Entlohnung für das Müllsammeln. Es geht auch darum, den Arbeitern die Wiedererlangung ihrer Würde zu ermöglichen. Durch die Kooperation mit Mr. Green Africa profitieren Waste Collectors von einer Vielzahl an Lieferantenbindungsprogrammen und -dienstleistungen wie Unterstützung im Gesundheitsbereich sowie Zugang zu Mikrokrediten. Weitere nicht monetäre Vorteile sind die Bereitstellung von Schutzkleidung wie Handschuhen und Stiefeln sowie von Werkzeugen und in einigen Fällen auch von Mobiltelefonen.
Portfolioerweiterung mit EREMA
Die Vision von Keiran Smith und Karim Debabe hat sich mittlerweile mehr als erfüllt. Das Unternehmen verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung. Die hohe Nachfrage nach wiederaufbereiteten Kunststoffen lies die beiden Unternehmer einen Schritt weitergehen. Sie wollten zusätzlich zum Vertrieb von gewaschenen PET-, HDPE- und PP-Waschschnitzel auch selbst Rezyklat prduzieren.
Dies stellte das Unternehmen aber vor technische Herausforderungen, da sie den Anspruch hatten, eine konstant hohe Rezyklatqualität trotz schwankender Inputqualität zu erreichen. Wissenschaftliche Unterstützung holte sich Mr. Green Africa beim „Institut für Polymerwerkstoffe und Prüfung“ sowie beim „Institut für Integrierte Qualitätsgestaltung“ der Johannes Kepler Universität Linz in Österreich. Die wissenschaftlichen Einrichtungen übernahmen die Materialanalyse und definierten die Anforderungen an die Recyclingtechnologie.
Die Wahl von Mr. Green Africa fiel schließlich auf EREMA, genauer gesagt auf die INTAREMA® 1108 TVEplus® RegrindPro® Maschine mit Laserfilter, die auf die anspruchsvolle Verarbeitung von Post Consumer Materialien spezialisiert ist. Diese sorgt dafür, dass bis zu 500 kg/h HDPE und bis zu 600 kg/h PP Kunststoff aus Haushaltsmüll zu Regranulat verarbeitet wird.
Freunde, Co-Founder und strategische Sparring Partner: Keiran Smith (CEO Mr. Green Africa) und Karim Debabe (Aktionär und Verwaltungsrat).
„Bei der Wahl der Recyclingtechnologie war für uns ausschlaggebend, dass HDPE- und PP-Material auf ein und derselben Anlage verarbeitet werden kann. Bei HDPE sammeln wir neben aller Art Verpackungen auch Kanister oder Flaschen, die wiederum Verschmutzungen wie Papieraufkleber oder leichte Bedruckungen aufweisen können. Trotz verschiedener Inputmaterialien in unterschiedlicher Qualität müssen wir die Ansprüche unserer Kunden erfüllen und eine stabile Outputqualität, also Rezyklatqualität, liefern“, erklärt Keiran Smith.
„Unsere Geschäftsidee: Kunststoffe sortenrein sammeln, wiederaufbereiten und weiterverkaufen und dabei einen wertvollen sozialen und ökologischen Beitrag für die lokale Bevölkerung leisten.“
Mr. Green Rezyklat für Unilever Africa
Regionale Abnehmer für das neue Rezyklat waren schnell gefunden, wie etwa Unilever Africa. Aus 100 Prozent Mr. Green Rezyklat besteht die Verpackung des neuen „Sunlight“ Scheuerpulvers, das Anfang des Jahres präsentiert wurde. „Die Markteinführung der ersten wirklich zirkulären Kunststoffverpackung in Kenia stellt einen großen Gewinn für die Umwelt dar und ist ein wichtiger Schritt in unserem Bestreben dafür zu sorgen, dass Kunststoff ausschließlich innerhalb des eigenen Produktkreislaufes bleibt und nicht achtlos in der Umwelt landet“, betont Bruno Witvoet, President Unilever Africa. Mit einem ersten, so namhaften Abnehmer für ihr Rezyklat „made in Kenia“ sehen die beiden Co-Founder Karim Debabe und Keiran Smith positiv in die Zukunft: „Der unmittelbar nächste Schritt wird sein, weitere lokale Abnehmer für unser Rezyklat zu gewinnen. Hier wollen wir zum Beispiel Hersteller von Verpackungen für den Non-Food Bereich oder Produzenten von Kunststoffrohren ansprechen. Ebenso ist unser Rezyklat für die Herstellung von Kunststoffprodukten wie Eimer oder Möbel ideal geeignet. Diese regionalen Produzenten gilt es nun zu identifizieren und mit unserer Recyclingqualität zu überzeugen.“
„Die Markteinführung der ersten wirklich zirkulären Kunststoffverpackung in Kenia stellt einen großen Gewinn für die Umwelt dar“
Expansion geplant
Noch 2020 soll das Unternehmenskonzept von Mr. Green Africa um mindestens drei neue Standorte innerhalb Kenias erweitert werden. Ab 2021 ist dann die Expansion in weitere Regionen Ostafrikas geplant. Parallel dazu ist der Aufbau eines lokalen Kompetenzzentrums für Kunststoff-Qualitätsmanagement in Nairobi vorgesehen. „Wir wollen damit einen Ort schaffen, an dem so viele Leute wie möglich eine Ausbildung hinsichtlich der korrekten Aufbereitung von Kunststoffabfällen und im Bereich der Qualitätskontrolle erhalten. Wir wollen lokale Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Expertinnen und Experten auf ihrem Gebiet ausbilden. Einerseits zur Sicherstellung von unserem eigenen Personalbedarf, andererseits um auch ähnlichen Unternehmen wie dem unserem das nötige Wissen weiterzugeben“, so Karim Debabe.
„Die Geschäftsidee von Keiran Smith und Karim Debabe hat mich von der ersten Sekunde an gefesselt. Ein Unternehmen mit einem so effektiven sozialen Impact auf die Beine zu stellen, das ist meines Wissens nach bislang einmalig im Kunststoff-Recyclingsektor und könnte als Vorbild für weitere Regionen dienen“.
Bereits nach den ersten Gesprächen stand für den EREMA Group CEO Manfred Hackl fest, dass EREMA unbedingt Technologielieferant für Mr. Green Africa sein möchte.
(Artikel 01.02.2021)